05.Woche - Neujahrsspecial
~Klayr
Neujahrsvorsätze
„Kuro-rin! Ich hab dir Tee gemacht.“
Mit einem stolzen Lächeln kam Fay ins Wohnzimmer getänzelt und überreichte seinem Lover eine große Tasse ungezuckerten Tee, als wäre es etwas ganz Besonderes. Aber wenn Fay in so einem Zustand war, war es das wohl auch.
„Sieh an, hat sich dein Kater verabschiedet?“
Kurogane hob die Augenbrauen. Seit sie sich kannten war es immer das Gleiche zu Sylvester. Haltloses Besäufnis. Und Fay vertrug ja mal so gar keinen Alkohol, sodass er nicht nur ausgesprochen fröhlich – und nervig – wurde. Sondern am nächsten Morgen auch noch die Nachwirkungen vom Feinsten zu spüren bekam.
Nicht, dass es Kurogane anders ging. Auf ihn hatte der Alkohol zwar am Abend dafür keinen Effekt, aber bei solchen Mengen, wie sie gestern wieder vernichtet hatten, meldeten sich am nächsten Morgen zumindest Kopfschmerzen an.
„Na ja... es geht. Ich hab Kaffee getrunken. Vielleicht hätte ich auch gleich mit Alkohol weiter machen sollen, hab gehört das soll helfen.“, der blonde Wuschelkopf grinste breit. „Und was ist mit dir, Kuro-sama? Schlecht drauf, weil du Kopfweh hast? Oder einfach nur so schlecht drauf?“
Kurogane setzte zu einer definitiv nicht besonders freundlichen Antwort an, kam aber nicht weit, denn die Wohnzimmertür wurde dermaßen heftig aufgeschlagen, dass sie an die Wand knallte.
„FAY D FLOURITE!!!“
Der Anblick in der Tür war nicht ganz so Furcht einflössend, aber die wütende Stimme machte es wett. Yuui stand auf der Schwelle, ein hellblaues Handtuch um die Taille geschlungen und die Haare noch immer leicht tropfend, und blickte ziemlich aufgebracht, störte sich auch nicht daran, dass die beiden anderen bei seinem Gezeter schmerzhaft das Gesicht verzogen. Gut, dass er nichts getrunken hatte, die waren selber schuld!
„Du... du-DU!“
Er kam in den Raum gestampft, und für jeden Schritt, den er auf seinen Zwilling zu machte, tat dieser irritiert einen rückwärts, dabei immer wieder Hilfe suchend zu dem schwarzhaarigen Mann blickend, der das ganze Geschehen aber nur interessiert beobachtete.
Schließlich stand er mit dem Rücken zur Wand, Yuui direkt vor ihm, die Arme links und rechts neben ihm abgestützt, damit er nicht flüchten konnte.
„Yuui... Was ist denn?“
Aber statt zu antworten, vergrub dieser plötzlich sein Gesicht in Fays Halsbeuge und sog tief die Luft ein. Überrascht erschauderte der Blondschopf, gab ein leises Schnurren von sich, kitzelten die nassen Haarstränen seines Bruders doch angenehm, während Kurogane nur die Augenbrauen hob.
„HA! Ich hab’s doch gewusst! Du hast schon wieder mein Duschbad benutzt! Du mieser Schnorrer!“
„Oh...“ Fay lächelte ertappt. „Ähm... tut mir leid?“ Aber der Versuch, die Situation damit herunterzuspielen, misslang kläglich, schien den anderen Blondschopf stattdessen nur noch mehr aufzubringen.
„Als ob dir das leid täte! Ich hab dir schon tausendmal gesagt, dass du die Hände von meinem Duschgel lassen sollst! Nimm gefälligst dein eigenes, hässliches, rosanes, stinkendes Zeug, was du unbedingt kaufen wolltest!“
Einem aufmerksamen Beobachter wäre der kurze Schatten aufgefallen, der für eine Sekunde über Fays Gesicht huschte – Kurogane zum Beispiele – aber dann grinste dieser schon wieder.
„Da muss ich mich vergriffen haben. Ich kauf dir ein neues, versprochen.“
„Ich pfeif drauf!", kam es hart zurück. „Du nimmst das doch eh nur immer, weil Kurogane gesagt hat, dass er den Geruch mag! Das ist so typisch für dich!“
Yuui hatte erwartet, dass sein Bruder darüber lachen und es mit Witzen herunterspielen würde, aber Fay reagierte ganz anders und irritierend unerwartet. Eine tiefe Röte legte sich auf die sonst so blassen Wangen und er wand schnell den Kopf ab - für einen Moment hatte es so ausgesehen, als ob er den Tränen nahe wäre.
„Fay, was...?“
Aber der schlanke Mann nutzte die Chance der Verwirrung, um seinen Zwilling wegzuschubsen und eilends aus dem Wohnzimmer zu fliehen, ließ einen hilflosen Yuui und einen schweigenden Kurogane dort zurück.
„Aber ich... was... ich meine... Fay?“
Yuui war total verwirrt. Nicht nur, dass er mit dieser Reaktion absolut nicht gerechnet hatte, er konnte sie auch so gar nicht verstehen. Er verstand seinen eigenen Zwilling gerade nicht... und das kam sehr sehr selten vor.
„Kuro...gane... ich weiß nicht, was ich...?“ Total hilflos blickte er zu dem Schwarzhaarigen, dieser seufzte nur und klopfte neben sich aufs Sofa.
„Komm her.“
Das ließ sich der Blondschopf nicht zweimal sagen, sondern flüchtete sich sogleich in die schützende, Wärme spendende Nähe des Schwarzhaarigen und erlaubte es sich, sich auf seinen Schoß zu kuscheln. Kurogane legte nur einen Arm um ihn und vergrub die Nasenspitze in dem weichen Haar.
„...Ich wusste es.“, grummelte er dann, entlockte Yuui ein schwaches Lächeln.
„Tut mir leid, ich hab dein Shampoo genommen, Fay seines wollte ich nicht, das riecht doch so eklig.“
Ein paar Minuten saßen sie in Schweigen.
„Kuro...? Weißt du, was ich falsch gemacht habe?“
Der Angesprochene nickte langsam und strich Yuui behutsam durchs Haar.
„Es stimmt, dass ich gesagt habe, dass ich den Geruch von deinem Duschbad mag, und dass das, was Fay gekauft hat, nicht so ganz meinen Vorlieben entspricht-“
„Was kauft der auch ein Frauenduschbad, das nach Melone-Kiwi riecht.“
„-Aber wie würdest du dich fühlen, wenn du immer nur zu hören bekommst, dass du nicht besonders gut riechst?“
Yuui schien einen Moment zu brauchen, um den Zusammenhang zu verstehen, aber Kurogane sprach schon weiter.
„Du ziehst ihn seit über zwei Wochen ständig damit auf...“
„Oh...“ Geschockt weiteten sich die tiefblauen Augen des jüngeren Zwillings, und er biss sich auf die Unterlippe.
„Du meinst, er hat das Shampoo nicht genommen, weil du... sonder weil ich... oh. Ich bin so dumm!“ Wie taktlos hätte er nur sein können?! Nicht nur, dass er ewig deswegen auf seinem Bruder herumgehackt hatte. Ihm dann auch noch die Absicht zu unterstellen, das nur zu nehmen, weil er Kurogane gefallen wollte... dabei ging es gar nicht um den schwarzhaarigen Mann. Dieses eine Mal nicht. Fay hatte es seinetwegen getan, damit er mal wieder etwas Netteres von seinem Bruder zu hören bekam, als nur dumme Bemerkungen und Witzeleien. Das war alles nicht bös gemeint gewesen, aber sicher auf die Dauer auch verletzend...
„Das bist du allerdings.“
Die dünne Stimme, die von der Küchentür her erklang, ließ die beiden Männer aufsehen. Fay sah traurig aus und versuchte immer noch verzweifelt, die Tränen zu unterdrücken. Normalerweise konnte er so etwas problemlos, aber wenn gerade seine eigene andere Hälfte so etwas Gemeines sagte, verletzte das sehr.
Schuldbewusst senkte Yuui den Blick. Und erhob sich, damit auch Kurogane aufstehen und seinen Bruder in eine Umarmung ziehen konnte.
„Es tut mir furchtbar leid. Warum hast du denn nichts gesagt?“
Schniefend kuschelte sich Yuui dazu. Es war zutiefst erschütternd, dass er seinen geliebten Zwilling so missverstanden hatte.
In schweigender Eintracht standen sie beisammen, die beiden Blondschöpfe sicher und geborgen in Kuroganes Armen. Dieser hielt einfach still, bis sich die beiden wieder beruhigt hatten, bevor jeder von ihnen einen kleinen Kuss bekam. Fay sogar noch einen zweiten, längeren, der ihn endgültig wieder zu beruhigen schien.
„Fängt ja gut an, das neue Jahr, hm?“ murmelte er dann, mit einem schwachen Grinsen auf den Lippen, und bekam sogar zwei kleine Lächeln zurück.
Vielleicht sollten sie ihre Vorsätze fürs neue Jahr noch einmal überarbeiten.
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~Schneeblume~
Puderquaste
„Argh, diese verdammte Hexe! Ich wette, das hat sie mit Absicht gemacht. Warum können wir nicht einfach in die nächste Dimension reisen?!“
„Weil Mokona gesagt hat, dass es hier höchstwahrscheinlich eine Feder gibt.“, erklärte Shaolan dem gereizten Kurogane zum x-ten Mal mit Engelsgeduld.
„Von wegen! Dieser Möchtegernhase steckt doch garantiert mit ihr unter einer Decke.“
„Sag das lieber nicht so laut, Kurogane-san.“, meldete sich der dritte Leidtragende im Bunde, Watanuki, zu Wort und stierte frustriert auf seinen Einkaufszettel. „Wenn Yuuko mitkriegt, dass du schlecht über sie redest, wird sie fuchsteufelswild. Und glaub mir, sie hat ihre Ohren überall.“
Kurogane knurrte und zerdrückte fast die Einkaufstüten, die er trug. „Das ist mir egal. Soll sie doch toben, dämliche Ziege!“
„Haben wir jetzt alles?“, erkundigte sich Shaolan bei Watanuki, um Kuroganes Schimpftirade Einhalt zu gebieten. Der Angesprochene nickte langsam. „Jaah... Auch wenn ich nicht verstehe, warum sie uns am Neujahrstag einkaufen schickt, wo eh fast alle Geschäfte geschlossen sind.“
„Weil sie eine sadistische Freude verspürt, wann immer sie jemanden quälen kann.“, kam die Antwort des Kriegers wie aus der Pistole geschossen. Shaolan lächelte schwach. „Lass gut sein, Kurogane-san. Gehen wir zurück.“
Also machten sie sich auf den Rückweg.
Shaolan und seine Gefährten befanden sich zurzeit im modernen Japan. Am Silvestermorgen waren sie hier angekommen und einigermaßen erstaunt gewesen, als sie sich plötzlich vor Yuukos Haus wiedergefunden hatten. Die Dimensionshexe hatte sie verzückt begrüßt und zu ihrer kleinen Silvesterfete eingeladen. Natürlich nicht ohne eine Gegenleistung zu verlangen, was soviel hieß, dass sie Kurogane, Shaolan und zu seinem Leidwesen auch Watanuki ununterbrochen durch die Gegend scheuchte. Im Gegensatz dazu waren die anderen mit Kochen ziemlich gut weggekommen.
Nun war der Jahreswechsel, zu dem sehr viel Alkohol geflossen war, vorbei und Yuuko ließ ihre Sklaven weiterhin nach ihrer Pfeife tanzen...
„Ist dieses Japan deiner Heimat eigentlich ähnlich, Kurogane-san?“, fragte der Beschützer der Prinzessin, um seinen Lehrer auf andere Gedanken zu bringen, während sie in Yuukos Garten einbogen.
Kurogane sah sich nachdenklich um und schüttelte den Kopf. „Gar nicht. Hier ist nichts wie bei uns. Die Tempel haben eine gewisse Ähnlichkeit, aber sonst... Hier würde ich nicht leben wollen.“ Um seine Worte zu untermalen verzog er angewidert das Gesicht. „Schon allein, weil diese Hexe hier lebt...“
Shaolan seufzte und gab es auf.
„Wir sind wieder da!“, riefen er und Watanuki gleichzeitig, während sie sich die Schuhe von den Füßen streiften.
„Hier sind wir!“, kam die Antwort aus irgendeinem Zimmer in den Untiefen des Hauses.
Die drei jungen Männer brauchten geschlagene fünf Minuten bis sie das Hier gefunden hatten.
Missmutig riss Kurogane die Schiebetür auf, gab einen entsetzten Laut von sich und wich einige Schritte zurück.
Erstaunt spähten Shaolan und Watanuki an ihm vorbei und liefen rot an, als sie sahen, was ihn so geschockt hatte.
Yuuko, ihre zwei Dienerinnen, Sakura und Fye trugen allesamt nichts weiter als farbige Bademäntel und hatten es sich auf gemütlichen Liegen bequem gemacht. Die beiden Mokonas hatten sich in je eine Bademantelkordel gewickelt und tummelten sich irgendwo dazwischen.
Sie grinsten den völlig entgeisterten Neuankömmlingen breit entgegen, was ziemlich grotesk aussah, da alle eine entweder weiße, grüne oder braune Masse auf Gesicht und Dekolleté hatten.
„Ah willkommen zurück.“ Yuuko erhob sich feixend und schwebte auf sie zu. „Ich hoffe, ihr habt auch nichts vergessen.“ Sie beugte sich mit bohrendem Blick zu Kurogane vor, welcher noch einen Schritt zurückwich, denn ihr Ausschnitt war nach seinem Geschmack viel zu tief.
„Ohohoho, Schwarzer, wie unanständig.“, lachte sie und tat so, als würde sie ihren Bademantel öffnen. „Du wirst dir doch wohl nicht gerade vorstellen, wie ich ohne aussehe, du Schlingel...“
Der arme Krieger lief puterrot an und fauchte böse: „Niemals! Eher würde ich dem verdammten Magier einen Heiratsantrag machen!“
„Oh, wie nett~!“ Fye lachte auf und stand ebenfalls auf. „Die Antwort lautet: Ja.“
Kurogane drehte sich entnervt zu ihm. „Sehr witzig. Was zum Teufel soll das hier eigentlich werden?“ Ihm entgleisten fast die Gesichtszüge, weil er erkennen musste, dass der Blonde Gurkenscheiben im Gesicht und auf dem Schlüsselbein hatte.
„Wir haben uns gedacht, wir vollziehen in einer gemütlichen Mädelsrunde ein paar reinigende Neujahrsrituale.“, erklärte Fye grinsend.
„Und was genau... macht IHR dann hier?!“, tobte der Ninja und deutete auf Fye und die Mokonas.
Lachend flüchteten die drei und brachten sich hinter Sakura und den Mädchen in Sicherheit.
„Lass sie doch, Gesichtsmasken sind gut für die Haut. Sollten die Herren der Schöpfung vielleicht auch mal probieren.“, kommentierte Yuuko amüsiert und hielt Shaolan eine Schale mit einer weißen Quarkmasse unter die Nase. Seine Gesichtsfarbe und die Watanukis wechselte zwischen knallrot und aschfahl, während sie versuchten, keine der anwesenden Damen anzusehen. „N-nein danke, Yuuko-san!“
Kurogane rieb sich die Schläfe. Er war hier in einem Irrenhaus, soviel stand fest. Die hatten doch nicht mehr alle Tassen im Schrank. Und das schlimme war, dass die Prinzessin da auch noch mitmachte und sichtlich ihren Spaß hatte. Außerdem ließen ihn seine Leidensgenossen gerade im Stich, denn Watanuki und Shaolan waren angesichts der halbnackten Dimensionshexe – Kami sei Dank stellte sich heraus, dass sie unter dem Bademantel noch Unterwäsche trug – K.O. gegangen. Es war einfach zu viel gewesen. Fehlte nur noch Schaum vor ihren Mündern.
„Genug jetzt. Zieht euch endlich was Richtiges an!“, befahl Kurogane, doch niemand hörte auf ihn. Fye tänzelte auf ihn zu.
„Kuro-pii, ich kenne da noch ein Neujahrsritual... Eins, um die Geister gnädig zu stimmen und viel Glück im neuen Jahr zu haben.“
„Tatsächlich?“, gab der Schwarzhaarige wenig interessiert zurück und wand seinen Blick eilig von Fyes Ausschnitt ab. Blöde Gurken!
„Jaah!“ Der Magier stellte sich auf die Zehenspitzen und gab Kurogane, ehe dieser sich versah, einen warmen Kuss auf die Wange.
Perplex starrte Kurogane ihn an und erntete ein kokettes Zwinkern.
„...Das soll Geister gnädig stimmen und Glück bringen?“, murrte er zweifelnd. „Na ich weiß ja nicht. Pass bloß auf, dass ich dir nicht den Bademantel klaue, du Spinner.“
Fyes Augen glänzten begeistert. „Das würdest du tun?? Soll mir das vielleicht sagen?“, grinste er anzüglich und ahmte Yuukos Bewegung nach, mit der er den Stoff etwas beiseite schob. Die anderen machten große Augen, außer der Hexe, die sich kaum noch ihr Lachen verkneifen konnte.
Für einen Moment schien es, als wollte Kurogane wieder loszetern, doch dann überlegte er es sich anders. Genauso anzüglich grinste er zurück.
„Vielleicht...“
Owari
